Einmal trafen sich zwei Menschen. Und das, obwohl keiner dieser beiden das mitbekam in dem Moment, es geschah halt so normal, wie alle tausende, hundertausende Dinge am Tag geschehen.
Der eine läuft die Straße runter, der andere läuft die Straße hoch. Und alles an diesem Szenario macht für den jeweiligen Protagonisten auch schlicht Sinn, denn beide, der eine, wie der andere, verfolgen einfach nur ihr Ziel; und das ist das Ankommen. Ein gemeinsames Ziel, das sie beide haben, aber im Individuum selbstverständlich getrennt, da beide logischerweise nicht dasselbe Ziel haben können, sie laufen ja in entgegengesetzte Richtungen. Diese beiden also, gänzlich in ihrem Trott, halbwegs fokussiert auf das Ziel, vielleicht noch minimal zerstört von den Wirrungen der letzten Tage, eventuell bestens ausgeschlafen, beide auf dem Weg zu ihrem Ziel werden sich irgendwann unausweichlich – und so war es ja auch, es hätte für keinen von beiden einen Sinn ergeben, die Straßenseite zu wechseln – auf dieser Straße begegnen. Und so trafen sich die beiden.
Also eigentlich trafen sich erstmal nur zwei Blicke. Ganz flüchtig.
Und es wurde überhaupt keine Lovestory.
Die eine Person grüßte einfach so, so als ob man sich kennen würde vielleicht, aber vielleicht auch so, wie man halt einfach mal Leute grüßt, die einem sympathisch sind oder die einem eben gerade zufällig und völlig unangekündigt mitten ins Gesicht, direkt in den Blick geschaut haben, als ob man sie kennen müsste. Und die andere grüßte halt zurück, einfach so, wie man eben Leute grüßt, die einen gegrüßt haben, bei denen man aber nicht genau weiß, ob man sie kennt – vielleicht erinnert man sich gerade nicht oder glaubt, der andere könnte sich geirrt haben und man will das aber überspielen oder man ist halt einfach ein höflicher Mensch und grüßt halt zurück, wenn man gegrüßt wurde. Und all das könnte dazu führen, dass unsere Protagonisten sich jetzt den Kopf zerbrechen, wen sie da getroffen haben oder was da war oder ob sie jemanden nicht erkannt haben und der jetzt sauer sein könnte (Was soll das? Man hat doch so nett zurückgegrüßt!) oder sie hätten sich verlieben können in diese spontane Spur menschlicher Regung mitten auf der Straße, aber all das tun sie nicht. Warum auch.
Ich weiß auch nicht, was genau sie machen. Ich vermute, sie tun halt ihr Ding und zerbrechen sich nicht den Kopf über diese Situation. Und das ist gut so. Das können ja dann andere machen.
(Februar 2025)